Vorschläge zur Schwanzverlängerung

Wie du deine Attraktivität beim Tango erhöhen kannst


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Mal ganz ehrlich: Wer will das nicht? Mehr Anziehungskraft bedeutet schließlich schlicht mehr Tanzmöglichkeiten. Tango tanzen ist eine der Motivationen, warum wir eine Milonga besuchen. Meine auf jeden Fall. Eine "Schwanzverlängerung" kann sowohl den Damen helfen als auch den Herren der Schöpfung - und das in doppeltem Sinne!

Ladies...


Jawoll, Madame, alle Menschen besitzen einen - dieses rudimentäre Überbleibsel aus den Tiefen grauer Vorzeit. Inzwischen ist unser Schwanz, das Steißbein, evolutionär über die Jahrtausende geschrumpft, und weder sichtbar noch nutzen wir es bewusst.

Klein und geheim wohnt es am unteren Ende unserer Wirbelsäule. Du kannst es am werten Hinterteil unterhalb des Kreuzbeins an der Kimme gut tasten. Nur selten ruft es dir seine Existenz ins Gedächtnis, und nur wenn es gar nimmer anders geht, z.B. wenn du genau drauffällst.

Dabei gibt dein Gestell samt motorischer Steuerung sein Bestes, dass du eben nicht auf deinen Schwanz fällst. Droht ein Sturz, ob auf glattem Parkett oder beim Schlittschuhlaufen, lenken deine internen Helferlein deinen Körper automatisch so um, dass du irgendwie seitlich aufkommst: lieber das Radiusköpfchen im Eimer als das Steißbein. (Das klappt natürlich nicht, wenn du deine Füße auf einem Snowboard oder was auch immer festschnallst.)

Effektive Schwanzlenkung


Die Steuerungsmechanismen scheinen also auch heute noch zu funktionieren. Wie auch sonst? Das Steißbein dient vielen Muskeln als Ansatzstelle, die dich in aufrechter Balance halten - allen voran einigen Teilen des Beckenbodens. Drum schmerzt bei einer Steißbeinprellung das Husten und Lachen, weil der Beckenboden mitschwingt und dabei an seinen Andockstellen zieht.

Sogar die Augen und winzige Stellmuskeln ganz oben im Nacken ticken mit dem ehemaligen Schwanz im Takt. Auch wenn du es (noch) nicht spüren kannst, bewegt sich dein Steißbein eine Kleinigkeit nach links, sobald du nach links schaust, und vice versa.

Viele Tiere benutzen ihren Schwanz höchst geschickt zum Festhalten, Klettern oder um das Gleichgewicht zu halten. Die leichtfüßige Eleganz von Katzen zum Beispiel entsteht, weil unsere Tatzenschleicherin alle Teile ihres Bewegungsapparats harmonisch zusammenspielen lässt, nicht bewusst partiell ausbremst oder gar versucht sie zu kontrollieren. Wie sie sich nach einigen Stunden Tangounterricht allerdings bewegen würde, lasse ich lieber offen...

Die Software zur Schwanzbenutzung ist bei uns Menschen (auch uns Tangotänzern!) noch vorhanden. Möglichst störungsresistete Balance bildet die Basis für gute Technik - die Folgen sind Eleganz und Anmut der Bewegungen, erklärte Ziele aller Tangofraktionen.

Wieso sollten wir diese eh schon eingebauten Bewegungsmuster dann nicht nutzen? Nur weil der Schwanz als solcher nicht mehr sichtbar ist? Aber DA ist er!

So geht's


Um die alte, höchst effektive Motion-Software doch zu nutzen, verlängere in der Vorstellung einfach deinen Schwanz! Fühle sein Gewicht. Beobachte, wie sich deine Haltung von den Füßen bis zum Scheitel verändert, wenn du ihn einziehst, stolz nach oben reckst, ob er beim Gehen mitschwingt oder eher stabilisierend auf die Körperlinie wirkt wie bei unserer Katze. Vielleicht ändert sich sogar deine Stimmung. Spiele mit den Möglichkeiten.

Und dann trag ihn auf der Tanzfläche!
Entspannt, aufrecht, stolz und schön, Madame!
Eine begehrte, attraktive Tanguera, jawoll! 

Das hast du dann davon: eine bessere Technik, mehr Eleganz, schönere Tangos, mehr Tänze.


(Natürlich habe ich diese g'spinnerte Idee selber ausprobiert und bin immer noch fasziniert, wie schnell und effektiv die Schwanzverlängerung funktioniert.)


... and Gentlemen!


Ganz ehrlich, mein Herr, die altbekannte Variante des Themas - die mit der dreistelligen PS-Zahl und Raubkatze am Kühler - wirkt auf einer Milonga gar nicht. Auch die perfekte, kurszertifizierte Cabeceo-Ausführung verliert immens an Wirkung, wenn du eine Stunde vorher der Wunschtanguera die Türe ins Gesicht fallen hast lassen und den einzigen Stuhl in der Garderobe besetzt gehalten hast. Emanzipiert und höflich wie sie ist, wird sie sich die Schuh dann halt im Stehen an die Füße gepfriemelt haben.

Erzähl ihr nicht, wie toll du bist! 

Sie ist ja nicht blind und taub. Erzähl ihr NICHT von dir, von deinen Tanzkünsten, deiner Reise nach BA und vor allem nicht, wie Tango getanzt wird. Auch ihre Fehler und Defizite sind Themaverfehlungen. Trotzdem bleibt sie meistens höflich, deswegen unterbricht sie dich nicht.

Erzähle ihr lieber, wie toll sie ist. Mit oder ohne Worte.
Tanze dann genau auf diese Weise mit ihr.
Das ist marketingtechnisch zielführender.

Frauen lassen bei Kontaktaufnahme das "Wer darf der Bestimmer sein" einfach weg und gehen gleich "an die Arbeit". Spar dir also das unter Männern übliche Gedöns und tanz einfach.


Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau!


Sie - und nur sie allein - ist beim Tango deine Königin des Augenblicks.
Besonderes Obacht, wenn du mit deiner Lebensgefährtin/Ehefrau zur Milonga kommst: Die anderen Damen checken ganz genau ab, wie du mit der umgehst. Und ziehen ihre Schlüsse.

Hast du eine Traum-Tango-Runde hinter dir, behalte es für dich. Auf keinen Fall einer anderen Dame - vor allem deiner Begleiterin - den gerade erlebten Hochgenuss schildern! Der Kenner genießt und schweigt.

Frauen können viel mehr als oft angenommen wird: Bohrmaschine bedienen, Steuererklärung machen, Komposthaufen umsetzen, sich anziehen etc. Trotzdem mögen sie es, wenn du ihnen in den Mantel hilfst.

Wann hast du einer Tänzerin das letzte Mal ein Kompliment gemacht? Mit Worten oder nonverbal? (Ja, das geht!) Irgendwas Positives muss sie ja an sich haben, wenn du mit ihr tanzen möchtest, oder?
Komplimente sind in unseren Breiten verpönt, nutzt du sie doch, bildet das ein Alleinstellungsmerkmal. Aber vergiss auswendiggelernte Sprüche ganz schnell wieder. Komplimente wirken nur, wenn sie authentisch sind - die einzige Motivation für die Verteilung darf nur "der Spaß an der Freude" sein. Sonst nix.


Fazit: 


Neben feinen tänzerischer Fähigkeiten (Optimierung siehe oben) ist "Gentleman werden" (oder besser sein) die beste attraktivitätssteigernde Maßnahme (Schwanzverlängerung) für den Tanguero von Welt.

Setzt allerdings Übung im echten Leben voraus, aber die Tankwartin freundlich anlächeln oder deiner Kollegin die Tür aufhalten tut ja nicht weh, oder?

Echte Kavaliere alter Schule, routinierte Könner findest du auf jeder fast Milonga. Beobachte und lerne!
Viel Vergnügen!

Herzliche Grüße und bis bald,
Manuela Bößel
P.S. Und wer hier was anderes erwartet hat:
Honni soit qui mal y pense.;)

zum neuen Blog: www.tangofish.de

Kommentare

  1. Tango Wunderfitz31. März 2017 um 13:01

    Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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    1. Leider musste ich den Kommentar löschen, da kein "echter Name" ersichtlich war. Darf gerne nochmal - mit Namen allerdings - eingestellt werden.
      LG

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    2. Deutsches Volk - seltsames Volk. Zum Beispiel dies: Wann immer du jemand begegnest (keineswegs nur im Tango), er/sie wird sofort in epischer Breite von seinen/ihren Heldentaten erzählen, inklusive kommentierter Autobiografie von den Anfängen der Schwangerschaft bis zu zukünftigen Errungenschaften. Interesse am anderen? Fehlanzeige. Höfliche Frage, "Und wie geht's Ihnen", nur unter Zwang. Einzige vernünftige Reaktion darauf: selber erzählen, wie man einst einen Löwen auf dem Gipfel des Mount Everest mit eigenen Händen niederrang; oder ein ebenso höfliches wie dezidiertes: Und wieso meinen Sie, dass mich das interessiert?
      Dann Komplimente: Sie dienen in Deutschland, wie allgemein bekannt, ausschließlich der Anmache, sind also verpönt. Wo käme man dahin, jemanden in aller Öffentlichkeit um ein intimes Zusammensein zu bitten!
      Und schließlich in den Mantel helfen oder gar einen Stuhl freihalten: Das ist antifeministisch. Es zeigt nämlich, dass man(n) frau für minderwertig hält, da sie nicht mal imstande ist, das Ärmelloch selbst zu finden oder mit männlicher Kraft einen anderen vom Stuhl zu treten. Also weg mit dem Höflichkeitskram. Unser Vorbild sei nicht Fred Astaire (in einem Musical), sondern Donald Trump (in einem Comical).

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    3. Robert Wachinger4. April 2017 um 20:23

      Peter, stimmt. In den Mantel helfen ist was
      ganz Schlimmes. Oder gar erst ein Kompliment machen. Das ist bestenfalls sexuelle Belästung und schlimmstenfalls hast dann als Mann ein Gerichtsverfahren am Hals (mit allen Folgen wie Verlust von Arbeit, Familie und Freundeskreis). Es werden ja auch die Gesetze schon in diese Richtung hingebogen ...
      (ok, aktuell übertreib ich. Noch ...)

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  2. Lieber Peter,

    echt? Wie war das mit dem Löwen? Hast du den wirklich eigenhändig erwürgt? So hoch droben? Du hast bestimmt den Yeti gesehen...

    Zu den Komplimenten habe ich von einer Kabarettistin (weiß leider nimmer, welche) gehört: "Alle Italiener lügen. Aber sie lügen soooo schön!"... schluchz und Liebeskummer. Sie hat allerdings einen Rock getragen, keine lila Latzhosen. So wird das nix.

    In meinem Kittel habe ich einen Edding-Pfeil, beschriftet mir "DA REIN" gemalt. Der ist waschmaschinenfest. So kann ich weiter tarnen und täuschen.

    Herzliche Grüße,
    Manuela

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    1. Leider musste ich den Kommentar löschen, da kein "echter Name" ersichtlich war. Darf gerne nochmal - mit Namen allerdings - eingestellt werden.
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Aktualisiert am 15.10.19