Ingwer-Schatz!
Wie dir Ingwer hilft, gesund zu werden, und wie du ihn einfach wirkungsvoll zubereitest
Vorab: Teebeutel aus dem Supermarkt, befüllt mit totem, staubigen Ingwerpulver haben keine Wirkung. Was vielleicht lindernd bei Erkältungen wirken könnte (bewusster Konjunktiv), sind das heiße Wasser für den Aufguss und der Löffel Honig im Tee.
Wer bist du und woher kommst du, Ingwer?
Woher der Gute ursprünglich stammt, ist nicht ganz klar - wahrscheinlich Asien. Seit ca. 4000 Jahren bauen ihn die Inder und Chinesen an. Andere Südostasiaten zogen natürlich nach und integrierten ihn in Küche und Heilkunde. Eigentlich logisch, denn gerade in feuchtheißen Ländern ohne Kühlschrankversorgung fühlen sich Nahrungskeime wie Salmonellen, Shigellen oder E. coli sehr wohl. Ingwer macht selbige antibiotisch platt.
Traditionell wird er dort gegen Krankheiten der Atemwegsfamilie genutzt wie Erkältungen, Husten, Halsentzündungen, Bronchitis, aber auch gegen Irritationen des Verdauungstrakts - von Appetitmangel, Erbrechen, Durchfall, Blähungen, Darminfektionen usw.
Klassischerweise benutz(t)en die Asiaten frischen Ingwer, kein Pulver aus getrockneter Wurzel, sondern mit heißem Wasser aufgegossen und gesüßt.
Diese Hauptanwendungsgebiete des Ingwers haben sich auch bei uns herumgesprochen, und man setzt sie erfolgreich ein.
Ingwer ist gut für den Bauch
Bei Übelkeit beruhigt er den Magen und steigert den Appetit bei Leuten, die es "nötig haben" - Alte oder Ausgezehrte. Er hilft dir nach einem fetten Weihnachtsbraten, gegen Schwangerschafts- und Reiseübelkeit. Kandierter Ingwer hilft in diesen Fällen schnell und unkompliziert, bis der Tee fertig ist (falls du ihn dann noch brauchst ;). Er wirkt laut Quelle (siehe unten) auch gegen Heliobacter pylori, einen Keim, der gerne mal Magengeschwüre verursacht.
Inzwischen weiß man, dass Ingwer die Anhaftung von krankmachenden Keimen an der Darmwand erschwert. Dann fahren die Uneingeladenen schneller zum Ausgang. Manche Fies-Bakterien im Darm benutzen Elastase - einen Stoff, der unsere grenzschützenden Zellen Richtung Blut anlöchert. Und da wollen sie hin. Keime im Blut? Nicht gut! Ingwer hemmt diese Elastase.
Unsere Heldenwurzel reduziert effektiv krankmachenden Bakterienbefall und lindert Durchfall. Netterweise entspannt er auch die Darmwände und hilft bei Bauchkrämpfen.
Entzündungshemmend und synergetisch
Heute nutzt man zudem seine antientzündliche Wirkung. Ingwer erwies sich als vergleichbar schmerz- und schwellunglindernd wirksam wie Ibuprofen (randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie mit 102 Arthrosepatienten). Die Probanden bekamen zusätzlich essentielles Ingweröl, um schmerzende Stellen zu massieren - mit gutem Erfolg. Allerdings habe ich keine Informationen darüber, ob es pur angewendet wurde oder in einem Trägeröl. Ich persönlich würde es tropfenweise in ein gutes Hautöl (Mandel, Jojoba o.ä.) mischen und vorsichtig aufdosieren.
Da unser Ingwerschatz die Blutgefäße entspannt und die Durchblutung fördert, senkt er den Blutdruck ein bissel, was ja manchmal gewünscht ist, und hilft enorm, andere Heilkräuterkomponenten überall im Organismus zu verteilen. So können diese besser wirken, einige sogar stärker als allein. Das ist sein Job als Synergist. (Welche anderen Kräuter genau dir in deiner Situation gut tun würden? Frag deinen Heilpraktiker des Vertrauens.)
Interessanterweise setzt Ingwer die Synergie-Fähigkeiten auch bei verschiedenen "normalen" Antibiotika ein. Bakterien haben einen Mechanismus, mit dem sie versuchen, die Chemie ganz schnell wieder aus ihrem Zellinneren hinaus zu pumpen. Ingwer stört diese Methode, die "Pumpen" versagen, das Medikament verbleibt dann im Zellinneren und kann dort wirken (Aminoglycosid-Antibiotika wie z.B. Gentamycin oder Streptomycin). Zudem erhöht Ingwer die Durchlässigkeit der Bakterien-Zellmembranen: So gelangt der Stoff leichter hinein ins Bakterium. Diese Mechanismen verstärken also die Wirksamkeit des antibiotischen Arzneistoffs auch bei resistenten Keimen. Ingwer hat noch andere Tricks solcher Art auf Lager, aber das würde zu weit führen.
Hilfe bei Infektionen im Atemtrakt
Bei Erkältungen oder Bronchitis hilft dir unser Goldstück, zähen Schleim aus Nase und Bronchien loszuwerden und lindert unproduktiven (!) Hustenreiz genauso gut wie Codein. (Gängige "chemische" Hustenblocker verhindern, dass du das Sekret abhusten kannst. Dann bleibt das infektiöse Zeugs drin, was die Gesamtsituation verschlimmern kann. Manchmal wird dann zusätzlich ein Schleimlöser verordnet. Wieviel Sinn "Schleim lösen und Abhusten komplett blockieren" hat? Bilde dir selber deine Meinung... Unser Ingwer arbeitet da ein bissel differenzierter.)
Auch hier können wir seine entzündungshemmende Wirkung brauchen. Hast du einen Infekt mit Gliederschmerzen, wirst du froh sein über seine mit Ibuprofen vergleichbare Schmerzlinderung.
Obacht!
In der Schwangerschaft keine hohen Dosen verwenden (wie im Rezeptvorschlag), vor allem in den ersten drei Monaten, da die Wurzel menstruationsfördernd wirken kann. Allerdings wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen, dass eine moderate Dosis - in der Studie wurde Ingwerpulver benutzt - auch in schweren Fällen von morgendlicher Schwangerschaftsübelkeit im ersten Trimester erfolgreich sein kann. Hier würde ich eher auf kandierten Ingwer oder einen leichten (!) Tee zurückgreifen (ein Wurzelstück maximal so groß wie die Hälfte deines Daumenendglieds auf einen Liter Wasser, kleinschneiden, mit kochendem Wasser aufgießen, nur zehn Minuten ziehen lassen. Erstmal nur eine kleine Tasse trinken, Wirkung beobachten! Alles gut? Nur dann mehr davon trinken. Falls nicht, weglassen!)
Anwendung bei akuten Infektionen
Heißer Tee aus frischem Saft oder ein Aufguss sind am wirksamsten gegen Magen-Darm-Infekte oder eine saftige Erkältung, egal ob du dir ein Virus oder Bakterien eingefangen hast. Die Inhaltsstoffe brauchen etwa eine halbe Stunde, um ins Blut zu gelangen. Nach einer Stunde ist der Spiegel am höchsten, dann wird wieder abgebaut. Das bedeutet, du solltest in der Akutphase alle zwei Stunden eine Tasse Ingwertee trinken, um die Konzentration im Blut ausreichend hoch zu halten.
Ingwer ist ein nicht standartisiertes Produkt. Die Natur baut jede Einzelpflanze ein bissel anders - abhängig vom Wetter, Boden, Erntezeitpunkt etc. Das bedeutet, dass nicht jedes Wurzelstück gleich wirksam ist oder gleich scharf. Passe gegebenenfalls die Wassermenge an: Ist dir der Aufguss zu scharf, verdünne ihn einfach mit heißem Wasser. Viel Flüssigkeit bei Erkältung oder Magen-Darm-Infekten ist eh gut. Teste, verkoste, experimentiere nach Gefühl. Falsch machen kannst du dabei nix.
Hier mein Vorschlag, wie das Ganze logistisch einfach zu bewerkstelligen ist:
(Hast du dafür keine Zeit oder "musst" in die Arbeit? Dann bist du entweder nicht krank genug oder unvernünftig. Wenn es dich sauber erwischt hat, bleib daheim!)
Rezept für Ingwersaft-Tee
Du brauchst für eine Tagesration Tee etwa 4-5 daumengroße Stücke (bio) und eine Viertelstunde Zeit.
Schälen, stückeln und im Mixer, Smoothiemaker oder mit dem Pürierstab mit ein wenig Wasser und Cayennepfeffer (oder anderem Pfeffer, 1 Messerspitze) pürieren.
Den Saft durch ein Sieb abgießen. Etwa einen Fingerbreit in eine große Tasse, den Rest in ein Schraubglas o.ä. und ab in den Kühlschrank.
Das, was im Sieb übrigbleibt, in eine Thermoskanne, mit kochendem Wasser aufgießen. Deckel drauf. Prima ist natürlich ein große Kanne. Ansonsten wird's halt konzentrierter. Macht nix, einfach vor Gebrauch entsprechend - d.h. trinkbar - verdünnen.
Den Fingerbreit Ingwersaft in der Tasse mit kochendem Wasser aufgießen, Honig und Zitronensaft dazu. (Eventuell verdünnen, falls dir der Tee so zu heftig sein sollte.) Die Zitronenschale - falls bio - mit in die Thermoskanne. Limette oder Orange geht auch. Nimm, was dir schmeckt.
Das ist deine erste Dosis für heute.
Nach zwei Stunden nimmst du die zweite Portion Saft aus dem Kühlschrank und gießt ihn mit heißem Wasser auf. Honig und Zitronensaft dazu.
Das ist deine zweite Dosis.
Für die nächsten Portionen nimmst du einfach den Aufguss aus der Thermoskanne. Der hat dann ausreichend lange gezogen (vier Stunden). Wieder Honig und Zitrone dazu, gegebenenfalls verdünnen.
Du kannst den Ingwersaft auch in einer Großaktion für mehrere Tage herstellen. Das lohnt sich, wenn du stolzer Entsafter-Besitzer bist. Friere ihn dann einfach in Eiswürfelbehältern ein. Diese Ingwer-Eisis kannst du auch als Würze für Suppen oder Eintöpfe verwenden.
Methode 2
Mit dem frischen Saft wirkt der Aufguss viel besser, aber im "Notfall" (kein Mixer, Pürierstab o.ä. verfügbar) oder zum Mitnehmen geht's so auch:
Häcksle die Wurzel mit einem Messer so klein wie möglich. Setze den Aufguss mit Pfeffer in der Thermoskanne schon am Abend an und lass ihn über Nacht ziehen. So erhältst du ein recht starkes, scharfes Gebräu, das du am kommenden Tag, verdünnt mit heißem Wasser, zweistündig trinken kannst. Natürlich mit Honig und Zitronensaft.
Anmerkungen:
Für Pflegepersonal: Willst du Ingwer per PEG verabreichen, lass den Aufguss zusätzlich durch einen Kaffeefilter laufen. Die Fitzelchen könnten sonst den Schlauch verstopfen.)
Die Gerätschaften (Mixer etc.) am besten gleich nach Gebrauch abspülen. Ingwer-Mini-Bröckerl trocknen gerne betonhart an. Die Thermoskanne bekommst du mit Gebissreiniger (Corega Tabs) oder Backpulver gut sauber.
Während der Zubereitung: Finger weg von den Augen! Brennt wie Teufel ;)
Lass dir schmecken und bleib gesund!
Lies auch: "Winterzeit - Erkältungszeit? Was du jetzt tun kannst, um Erkältungen zu vermeiden"
http://im-prinzip-tango.blogspot.de/2017/01/winterzeit-erkaltungszeit.html
Es folgt in Bälde ein Artikel mit Rezepten für Ingwertee-Verweigerer.
Herzliche Grüße,
Manuela
Quellen: Stephen Harrod Buhner: "Pflanzliche Antibiotika. Wirksame Alternativen bei Infektionen durch resistente Bakterien Krankenhauskeime und MRSA: Heilkräuter, die Leben retten ... konventionelle Antibiotika nicht mehr wirken." (Tolles Buch!)
https://www.amazon.de/Pflanzliche-Antibiotika-Alternativen-Infektionen-Krankenhauskeime/dp/3946245005/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1517480009&sr=8-3&keywords=stephen+harrod+buhner
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Aktualisiert am 15.10.19