Bewegungsbilder: das Meer


Kennst du das?

Am Strand spazieren, das Meer rauscht, Möwengeschrei, Salz in der Luft, Sand zwischen den Zehen?
Und dann schwappt dir eine Welle um die Fußknöchel.
Sanft und sehr nachdrücklich umschmeichelt sie dich, ihr Impuls fließt glasklar in eine Richtung.

Abhängig von deinem Eigengewicht sowie deiner Kraft und der Wucht der Welle schaffst du es, stehen zu bleiben. Oder sie wirft dich einfach um. (Macht auch nix, heut' tummeln wir uns am Sandstrand. Die Sonne scheint, und es ist zu warm für kalte Füße.)

Vielleicht magst du dich einfach mitnehmen lassen von ihrer Dynamik?
Dich mitbewegen lassen? Ihre Kraft nutzen?

Diese Idee in Kopf und Gefühl hat mir schon sehr oft geholfen  bei der Pflege "schwerer Fälle". Dann stelle ich mir zum Beispiel vor, die Brandung würde den Patienten im Bett zur Seite drehen. Ich muss nur noch ein wenig "anschubsen".

Das funktioniert erstaunlicherweise auch, wenn ich meinem Patienten nichts davon erzähle.

Anscheinend kommt es hauptsächlich auf die eigene innere Ausrichtung an: Packe ich "mein Meer" fort in eine dunkle Gedankenschublade, wird mein Patient wieder schwer wie "zwei Sack'l Zement", oder auch mal drei. Anfangs habe ich gedacht, ich spinne, ich würde mir den Effekt nur einbilden. Einige hundert Versuche später weiß ich immer noch nicht, warum, aber dass es geht.

Ist dein Patient offen für solche kleinen Verrücktheiten und geniesst es (wenigstens in der Vorstellung) in der Brandung zu liegen, kannst du den Effekt sogar vermehren. Ich habe erlebt, wie angetriggerte Phantasie Ressourcen des Kranken zum Vorschein bringt, mit denen niemand (mehr) gerechnet hat.

Vor allem, wenn er gerne am Meer war. Wo genau, ob Bora Bora oder Norwegen, lässt sich leicht herausfinden. Ein so ausgeschmücktes Bewegungsbild schenkt neben der Erleichterung deiner Arbeit dem Patienten schöne Gefühle. Sich einfach mal "gut fühlen", und sei es "nur im Kopfkino", ist gut für's Immunsystem und hebt die Stimmung.

Ahoi!

...auf zum nächsten Hafen: dem Tango

Auch hier ist "mein Meer" daheim. Die Wellen kommen und gehen, mal zart-leise, mal aggressiv, umschnörkeln beim Zurückfließen die Knöchel. Manchmal stinken sie nach altem Fisch.

Fragst du das Meer...
  • Wo es herkommt? 
  • Von wo es wieviel Kraft mitbringt? 
  • Warum es heute genau solche Wellen produziert?
  • Wo es das gelernt hat? 
  • Ob es das darf?
Würde es antworten? Was würde dir eine Erklärung bringen? Würdest du verstehen?

Das Meer IST.

Reicht doch, oder?

In der Brandung geborgen, spielt Tangomusik dir Impulse ins Gemüt, die sich um deine Achse wickeln und in deine Beine flimmern. Manchmal funkeln sie sogar in den Augen wie Sterne in der Nacht im finsteren Spiegel der Wasseroberfläche.

Wer führt?

Wer schiebt an, wer geht mit?
Wer ist die Welle und wer der/die Getragene?

Woher kommt der Impuls?
Aus meinem Tanzpartner? Oder gibt er mir eine Inspiration weiter, die durch ihn hindurchfließt?
Aus mir? Oder reagiere ich auf seine Bewegungsinitiative?

Kämpft man gegen den Flow, geht man unter, bekommt Salzwasser in die Gosch'n und muss schauen, dass man nicht wegtreibt. Hustenanfälle mit salzigem Auswurf fördern die Attraktivität auch nicht unbedingt.

Wer führt nun?
Ich tanze beide Rollen.
Ob ich "führe" oder nicht, ich weiß es manchmal nicht (mehr).
Dann IST der Tango.
Musst ihn nur noch in die Hand nehmen, dran riechen, lecken und herzhaft abbeißen.

Köstlich!

Also, lass deine Schwimmflügelchen heut' daheim und stürz' dich in die Fluten!
Sonst versäumst vielleicht einen Genuss, den das Schicksal für dich reserviert hat.

... und Genuss ist schließlich gut fürs Immunsystem.

Bin gespannt auf deinen Reisebericht!

In diesem Sinne: liebe Palomas und Matrosen,


ein herzliches ...ohe!
Manuela Bößel 

zum neuen Blog: www.tangofish.de

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