Altherrenprobleme

EIN GASTBEITRAG VON PETER RIPOTA

garniert mit heilpraktischen Lösungsvorschlägen


Irgendwie ist die ganze Geschichte mit den männlichen Kronjuwelen schon eigenartig: Auf der einen Seite stellt sich Sexualität bei so vielen Gelegenheiten ganz selbstverständlich zur Schau und auf der anderen erlebe ich panzermauerdicke Schamgrenzen. Leider sprechen manche Herrschaften (diesmal wörtlich ohne Gendergedings) erst dann über ein Problem "da unten", wenn "wirklich Feuer auf dem Schiff " schmerzt und dafür kaum ein Flämmchen mehr den Unterleib wärmen mag.

Jean-Pierre Barral, ein Ostheopath, der sich viel mit dem Inneren von Bäuchen beschäftigt, schreibt dazu: "...dass sich bei mehr als der Hälfte der Männer ab 50 eine benigne Prostatahyperplasie (gutartige Vergrößerung der Prostata) herausbildet." 

Was nicht weiter schlimm sein bzw. stören muss: Ab einem gewissen Alter muss Mann seinen Namen nicht mehr aus drei Metern Entfernung in den Schnee bieseln. Blockiert die Drüse allerdings die Urinentleerung zu stark, suche den Urologen deines Vertrauens auf:
  • wenn ständig Restharn in der Blase bleibt (Wo die Spülung nicht ausreichend durchkommt, nisten sich gerne Keime ein: Blasenentzündung)
  • wenn nur noch was geht, wenn eine Faust in den Unterbauch drückt
  • der Harndrang imperativ (also sofort und unaufschiebbar) daherkommt (mit "Point of no return")
  • wenn sich nur kleine Portiönchen - dafür aber oft (auch nachts) ihren Weg bahnen möchten
  • oder wenn der Harn gar nicht mehr abgehen will (Harnsperre) - gegebenenfalls sogar bis zu den Nieren zurückgestaut wird - was selbigen gar nicht gefällt. Damit wären wir schon beim Notfall, der dringend in der Klinik versorgt werden muss! 
  • Wenn du therapieresistente (!) Schmerzen im unteren Rücken hast, lass einen Urologen draufschauen. Manchmal kann es sich um Metastasen im Knochen handeln, die von einem eben nicht gutartigen Tumor in der Prostata kommen könnten. 
  • Wenn die Standfestigkeit stark nachlässt, lass auch dein Herz untersuchen. Die Durchblutung in diesen zwei Bereichen korreliert.
Und sprich ganz offen mit dem Urologen über Probleme, Bedenken und Möglichkeiten! Auch wenn du dich genierst, keine Sorge, das gehört zu seiner Stellenbeschreibung, der kennt das. (Und noch mehr richtig peinliche Geschichten. Da ist eine Prostataproblematik ein Mückenfurz dagegen.)
 
Deswegen danke ich Autor- und Tangokollege Peter Ripota für seinen Mut, uns in seine Geschichte hineinblicken zu lassen. 
Bühne frei!

Altherrenprobleme

In einer Sendung der früheren Ärzte-Darstellerin und jetzt echten Ärztin Dr. Marianne Koch ging es um die Leiden der alten Herren, also desjenigen Teils der Bevölkerung, der ohnedies überflüssig ist, nicht mehr viel vom Leben zu erwarten hat, aber trotzdem glaubt, man müsse noch, im hohen Alter von 60 und darüber. UHUS eben ("unter 100"). Um da einiges klar zu stellen, ein Bericht aus eigener Erfahrung, nach operativer Entfernung eines Organs, das alte Männer schon lange nicht mehr brauchen.

(1) Man kann dem (unaufhaltsamen) Wachstum der Prostata durch Medikamente entgegentreten, z.B. durch Finasterid, welches die Testosteron-Produktion einschränkt.
Hab ich probiert (auf Anraten meines Urologen), hat nichts genützt. Nur eine der sorgfältig im Kleinstdruck notierten Nebenwirkungen trat auf den Tag genau nach drei Monaten ein: Ich wurde depressiv, eine reichlich ungewohnte Erfahrung. Mein Arzt sagte dann, jeden zweiten Tag genügt auch. Ich tat's, dann jeden dritten Tag, jede Woche, alle zwei Wochen, einmal im Monat, nie wieder. Geändert hat sich nichts, auch nicht am (ohnedies eher spärlichen) Interesse an dem, was Testosteron angeblich so fördert. Meine Hypothese: Der Körper merkt, da will ihm jemand dreinpfuschen, sodass Überfluss (durch Nahrungsergänzungsmittel) oder Mangel (durch "Suppressiva") schlicht kompensiert wird.

(2) Der PSA-Wert sollte den vorgeschriebenen Grenzwert von "4" nicht überschreiten.
Mit den Grenzwerten ist das so eine Sache, siehe Dieselfahrverbote. Mein PSA-Wert lag immer zwischen 10 und 12, wegen der Finasterid-Gabe musste er mit 2 multipliziert werden. Also war er in Höhe von 20 bis 24. Irgendein vernünftiger Arzt gestand mir unter vorgehaltener Hand: Der PSA-Wert ist von der Größe des Organs abhängig. Bei Ihnen ist er ganz normal. In der Tat: Nach Entfernung der zu groß geratenen Drüse sank er auf 0,9!
Allerdings: Ein plötzlicher Anstieg sollte zu denken geben. Im Krankenhaus begegnete ich einem Patienten mit einen PSA-Wert von 120, den er innerhalb weniger Tage erreicht hatte. Gut, dass seine Gattin misstrauisch geworden war, fast zu spät.

(3) Nachher ist eine REHA angesagt, und es dauert, bis alles wieder normal ist.
Ich wurde nach drei Tagen entlassen, Blutungen verschwanden ziemlich schnell. Allerdings hab ich zur inneren Heilung auch selbst was getan: Ich habe mich fast nur mit einer Mischung aus Kamillen- und Salbeitee ernährt, wie ich es auch nach Zahnextraktionen mache. Kamille desinfiziert, Salbei konstringiert, zieht also zusammen, was zu weit ist und blutet. Ansonsten: gesund leben, nichts übertreiben, jeden Tag zum Gott der Urogenital-Organe beten. (Das ist Pan. Oder war's Quetzalcoatl?)

(4) Eine Operation ist riskant, sie kann zu Inkontinenz führen.
Kann sie, die Risiken sind aber heutzutage eher gering. Mit einem grünen Laser wurde das zu große Organ bei mir sorgfältig entfernt, so weit nötig, nachher war alles gut. Inkontinenz war am Anfang gelegentlich da beim Heben schwerer Lasten (z.B. Tangotänzerinnen). Eine kleine Einlage (es genügt ein Tuch) schützt vor unangenehmen Bemerkungen beim Tragen einer weißen Hose. Oder man trägt nur schwarz, in dem Alter wäre das auch angemessen.

(5) Eine Operation ist riskant, sie kann zu Impotenz führen.
Das besorgt die Männer natürlich am meisten. Schreckliche Vorstellung: Ich bin 75 und kann nicht mehr. Was sollen denn die vielen jungen Mädels denken, mit denen ich garantiert nicht in Kontakt komme? Bei mir hat sich nichts geändert, das bisschen von vorher war auch nachher da. Aber ich hatte wenigstens ein Argument, die ohnedies eher spärlichen Aktivitäten dieser Art durch Verweis auf meinen inneren Zustand auf ein Minimum schrumpfen zu lassen. ("Ich darf nicht, meine Prostata, du weisst schon." "Du hast doch gar keine mehr." "Ja, aber mein Arzt hat mir verboten  -" "Nur sechs Wochen lang, die sind längst rum." "Ja, aber -").

Merke: Sex spielt sich im Hirn ab!
Und wo nichts ist, bleibt das auch so.
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Dankeschön!
Damit die Protagonisten-Drüse und ihre Kumpanen im kleinen Becken geschmeidig bleiben und brav ihren Dienst tun, kann Mann diesen Bereich wie folgt pflegen:

Nebenwirkungen von Medikamenten checken (lassen) 
Sympathomimetika (z.B. in manchen Nasentropfen oder Asthmasprays), Tranquilizer, Antidepressiva, manche krampflösenden MittelAnästhetika können einen ungünstigen Einfluss auf die Prostata nehmen. Auch wenn es dir schwerfällt, sprich deinen Arzt darauf an, wenn er dir Medikamente verordnet und deine unterleiblichen Verschlussmechanismen eh schon unzufrieden mucken.

Ostheopathisch behandeln lassen
Eine solche Therapie kann die Drüse zwar nicht verkleinern, aber beweglich halten und so eine OP eventuell hinauszögern. Diese rektale Behandlung ist vielleicht unangenehm, da schamgrenzenübertretend, tut aber nicht weh. Lass dich trotzdem vorher von einem Urologen untersuchen. Der Ostheopath freut sich über eine gesicherte Diagnose und du über den Ausschluss einer eben nicht gutartigen Wucherung. Und einen Versuch wäre es doch wert, hm? 

Unterleib und Füße warm halten. 
Werden die Füße kalt, verringert sich fast augenblicklich die Durchblutung im kleinen Becken - egal ob Mann oder Frau. Was nicht gut durchblutet wird, ist anfälliger für Infektionen und Verkrampfungen - speziell die Blase.
Also einen langen Kittel wählen, der über den Hintern reicht, wenn's fröstelt. Salonschleicher im Winter nur drinnen und niemals (auch sommers) auf eisigkalte Steinbänke setzen. Auch das Mösenstövchen im Auto (Was für eine Wortwahl! Pfui, das heißt Sitzheizung!) leistet gute Dienste am männlichen Becken. 

Bewegen!
Sitzen klemmt den Unterbauch ab. Mach dich lang, lass das Blut die Lymphe und Lebenskraft durch offene Leisten strömen. Bewegst du dich in der Vertikalen, z.B. Spazieren oder Tangotanzen, mobilisierst du automatisch die Gewebestrukturen im kleinen Becken. Und das ist gut so! Ein freier Bauch ist ein guter Bauch.

Genug trinken 
Ja, ich weiß, es ist lästig, gerade wenn die Blase nimmer so viel so lange aufbewahren mag. Ihr Männer habt es doch viel leichter als wir Frauen - z.B. am Autobahnparkplatz mit ohne WC. Urinflaschen kosten auch nicht die Welt und ließen sich unter dem Fahrersitz gut verstecken. Oder frag Tante Google nach "Pinkeltüten für unterwegs". (Gibt's auch für Frauen.) 
Eine gute Spülung schwemmt Keime aus, die im Urogenitalbereich nichts verloren haben, und unterstützt eine gute Verdauung. Womit wir beim nächsten Punkt wären:

Druck von oben gering halten
Ein voller, vielleicht sogar mit recht hartem Material oder viel Luft gefüllter Darm drückt auf die Blase. Ist diese eh schon prostatamäßig anblockiert, wird sie von oben und von unten gequetscht wie in einer Schraubzwinge. In Folge wird sie öfter und/oder schneller Harndrang vermelden, als ihrem Füllungszustand entspräche, nur aufgrund der ungünstigen Druckverhältnisse.
Mehr Gemüse oder Obst sind nie verkehrt. Gegen Blähungen helfen Wärme am Bauch (Wärmflasche) und Kräuter wie Fenchel, Kümmel und Anis gut: als Tee (um gleichzeitig die Trinkmenge zu erhöhen) oder als Pulver (Heidelberger Bitterkräuter).

Beckenbodentraining 
Was du gut spürst, kannst du bewegen. Was du bewegst, bleibt geschmeidig und locker und vielleicht sogar länger so funktionstüchtig, wie du es dir wünscht. Ein gutes Gespür im Unterleib hilft dem Hirn, um Peters Merksatz zu ergänzen. (Lesetipp: Beckenboden-Power: Das dynamische Training für sie und ihn von Eric Franklin).  
Außerdem: Ein bewusst eingesetzter Beckenboden hilft dir enorm beim eleganten Katzen-Tatzen-Schleichen-Tangotanzen. Das mögen die Damen!

Entstressen 
Meiner  Erfahrung nach reagieren manche Männer gerne mit einer hohen Spannung in Beckenboden und Zwerchfell auf (emotionalen) Stress. Allerdings ohne sich dessen bewusst zu sein. Beobachte deinen Unterbauch, ob und wie dich Stressoren dort beeinflussen. Lerne, deinen Beckenboden zu spüren (s. oben) und die Entspannung wieder heimzuholen - z.B. erst mal in der Badewanne oder Dusche, da kann nix passieren, wenn die Dichtung nimmer ganz optimal funktioniert.

Hilfsmittel 

Auch Hilfsmittel wie Einlagen können Panik reduzieren. Inkontinenzprodukte gibt es inzwischen in jeder Drogerie - auch für Männer: in verschiedenen Stärken und sogar in (tango-)schwarz, diskret und unsichtbar. Bei Amazon o.ä. lassen sich auch ganz geheim Notfall-Urinalbeutel bestellen. Liegt ein solches griffbereit im Handschuhfach, muss ein möglicher Autobahnstau nicht mehr stressen. Bei stärkerer Inkontinenz kann ein Urinalkondom benutzt werden - erhältlich im Sanitätshaus oder beim schon genannten Großversender. 

Benutzen
Ja, richtig gelesen! Die Vorsteherdrüse wurde von den göttlichen Schöpfern zur Umsetzung erotischer Absichten eingebaut. Das ist ihre Bestimmung, der sie nachkommen möchte. Das macht sie glücklich! Durchblutung, zwischengewebliche Bewegung im kleinen Becken und die Laune steigen. Ob zu zweit oder allein.... Therapeutisch höchst lohnend, und blind wird mann davon auf keinen Fall.

Herzliche Grüße,
Manuela 

zum neuen Blog: www.tangofish.de

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